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FAQ Kompostwurm
häufig gestellte Fragen zu den Regenwürmern
Eisenia foetida und Eisenia andrei
Zusammenstellung, Übersetzung und Copyright:
Klaus Valentin, natuga - Natur und Garten http://www.natuga.de
Kompostwürmer bestellen: http://www.natuga.de/bestellen.html
Fressen Kompostwürmer auch normale Erde oder nur verrottendes organisches Material?
Obwohl die Kompostwürmer Eisenia foetida und Eisenia andrei nicht in mineralischen Böden gefunden werden,
zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass sie auch mineralische Erden fressen. Sie wählen allerdings
bevorzugt den organischen Anteil aus, so dass dieser ca. um den Faktor 2 angereichert wird, wie dies auch
typische Erdwürmer tun. Deshalb können die o.g. Kompostwürmer auch zur Reinigung von kontaminierten mineralischen Böden eingesetzt werden.
Literatur:
Roel H. L. J. Fleuren, Tjalling Jager, Willem Roelofs, Arthur C. De Groot, Rob Baerselman and Willie J.G. M. Peijnenburg (2003) Pedobiologia 47, 670-675, Feeding behaviour of Eisenia andrei in two different field contaminated soils
Bolton, P. J., Phillipson, J. (1976) Oecologia 23, 225-245, Burrowing, feeding, egestion and energy budgets of Allolobophora rosea (Savigny)(Lumbricidae).
Können Kompostwürmer zur Dekontamination von mineralischen Böden eingesetzt werden?
Ja, da sie auch mineralische Böden fressen. Versuche wurden z.B. mit dem Schlamm des Rotterdamer Hafen gemacht.
Eisenia andrei wird in Standard Toxizitäts-Tests eingesetzt (OECD 1984) sowie in Bioassays für kontaminierte Böden (Cortet et al. 1999).
Literatur:
Roel H. L. J. Fleuren, Tjalling Jager, Willem Roelofs, Arthur C. De Groot, Rob Baerselman and Willie J.G. M. Peijnenburg (2003) Pedobiologia 47, 670-675, Feeding behaviour of Eisenia andrei in two different field contaminated soils
Cortet, J., Gomot-De Vauflery, A., Poinsot-Balaguer, N., Gomot,
L., Texier, C., Cluzeau, D. (1999) The use of invertebrate
soil fauna in monitoring pollutant effects. European
Journal of Soil Biology, 35, 115-134.
Wie lange verbleibt das vom Kompostwurm aufgenommene Material im Darm?
Bei erwachsenen Kompostwürmern (Eisenia andrei) ca. 3 bis 4 Stunden, bei jugendlichen ca. 11 bis 13 Stunden. Die Forscher vermuteten es sei umgekehrt (dass Erwachsene eine längere Retentionszeit hätten als Jugendliche).
Bei Eisenia foetida wurden bei 25 °C 2,5 Sunden gemessen, unabhängig vom Gewicht oder der Länge des Wurms.
Die Retentionszeit betrug bei 18 °C ca. 3,5 Stunden.
Beim Tauwurm (Lumbricus terrestris) beträgt die Retentionszeit übrigens 20 Stunden.
Für andere Wurmspezies bestimmte man eine von ca. 11 bis 13 Stunden (Lumbricus festivus,
Lumbricus rubellus, Allolobophora caliginosa).
Literatur:
Roel H. L. J. Fleuren, Tjalling Jager, Willem Roelofs, Arthur C. De Groot, Rob Baerselman and Willie J.G. M. Peijnenburg (2003) Pedobiologia 47, 670-675, Feeding behaviour of Eisenia andrei in two different field contaminated soils
Parle (1963) Journal of General Microbiology 31, 1-11
Hartenstein, F, Hartenstein, E., Hartenstein, R. (1981) Gut load and transit time in the earthworm Eisenia fetida. Pedobiologia 22, 5-20
Hendriksen, N. B. (1991) Gut load and food-retention time in the earthworm Lumbricus festivus and L. castaneus: A field study. Biology and Fertility of Soils 11, 170-173
Piearce, T. G. (1978) Gut contents of some lumbricid earthworms. Pedobiologia 18, 153-157
Wie vermehren sich Kompostwürmer?
Wie alle Regenwürmer, haben Kompostwürmer weibliche und männliche Geschlechtsorgane (Hermaphrodit). Wenn sie sich paaren, kommen wechselseitig die Geschlechtsorgane in engen Kontakt. Diese sind in den breiten Ringen (Clitellum) geschlechtsreifer Würmer lokalisiert. Dieser Ring wandert im Laufe der nächsten Tage immer weiter nach hinten und wird schliesslich abgesteift, so dass ein gelblicher Kokon entsteht, der die Form eine Zitrone hat. Hieraus schlüpfen dann nach einer gewissen Zeit kleine Würmchen.
Literatur:
Jorge Dominguez, Alberto Velando, Manuel Aira and Fernando Monroy (2003) Pedobiologia 47, 530-534, Uniparental reproduction of Eisenia fetida and E. andrei (Oligochaeta: Lumbricidae): evidence of selfinsemination
Wie häufig findet bei der Paarung von Kompostwürmern eine Befruchtung statt?
In 61% der Paarungen kommt es zum Transfer von Sperma. Davon findet in 88,2% der Fälle ein wechselseitiger Transfer von Sperma statt, in 9,8% erfolgte der Transfer nur in eine Richtung. Lediglich in einem Fall erfolgte eine Selbstbefruchtung.
Literatur:
Jorge Dominguez, Alberto Velando, Manuel Aira and Fernando Monroy (2003) Pedobiologia 47, 530-534, Uniparental reproduction of Eisenia fetida and E. andrei (Oligochaeta: Lumbricidae): evidence of selfinsemination
Ist bei Kompostwürmern auch eine Selbstbefruchtung möglich?
Obwohl bei Regenwürmern sehr häufig berichtet, konnte im Jahre 2003 erstmals eine Selbstbefruchtung tatsächlich dokumentiert werden. Diese erfolgt sehr selten und wurde bei Eisenia foetida beobachtet. Selbstbefruchtung stellt eine extreme Form der Inzucht dar. Die genetische Vielfalt wird herabgesetzt, was normalerweise zu einer Beeinträchtigung der Überlebensfähigkeit der Spezies führt. Aus diesem Grund existieren in der Natur verschiedene Mechanismen um eine Selbstbefruchtung zu verhindern.
Literatur:
Jorge Dominguez, Alberto Velando, Manuel Aira and Fernando Monroy (2003) Pedobiologia 47, 530-534, Uniparental reproduction of Eisenia fetida and E. andrei (Oligochaeta: Lumbricidae): evidence of selfinsemination
Jarne, P., Charlesworth, D. (1993) The evolution of the selfing rate in functionally hermaphrodite plants and animals. Annual Review of Ecology and Systematics 24, 441-466
Welcher Kompostwurm vermehrt sich schneller? Eisenia foetida oder Eisenia andrei?
Wissenschaftliche Untersuchungen aus dem Jahr 2003 zeigten, dass sich Eisenia andrei unter den gewählten Bedingungen der Studie deutlich schneller vermehrte. Der Prozentsatz der Würmer, die Kokons produzierten war wesentlich höher (33% gegenüber 3,5%). Auch die Zahl der produzierten Kokons war bei Eisenia andrei höher, ebenfalls die Schlupfrate der Würmchen aus den Kokons. Die Lebensfähigkeit der Kokons war bei beiden Spezies etwa gleich hoch.
Literatur:
Jorge Dominguez, Alberto Velando, Manuel Aira and Fernando Monroy (2003) Pedobiologia 47, 530-534, Uniparental reproduction of Eisenia fetida and E. andrei (Oligochaeta: Lumbricidae): evidence of selfinsemination
Was fressen Kompostwürmer?
Wohl die wichtigste Nahrungsquelle für Kompostwürmer stellen Mikroorganismen, insbesondere Pilze dar. Daher ist angerottetes pflanzliches Material, das reichlich damit besiedelt ist, für die Würmer eine sehr beliebte "Mahlzeit".
Literatur:
Edwards, C. A., Fletcher, K. E. (1988) Interactions between earthworms and microorganisms in organic-matter breakdown. Agriculture, Ecosystems and Environment, 24, 235-247
Flack, F. M., Hartenstein, R. (1984) Growth of the earthworm Eisenia foetida on microorganisms and cellulose. Soil Biology and Biochemistry 16, 491-495
Morgan, M. H. (1998) The role of microorganisms in the nutrition of Eisenia foetida. In: Edwards, C. A., Neuhauser, E. F. (eds) Earthworms in waste and environmental management. SPB Academic Publisher, The Hague, pp. 71-82
Schönholzer, F., Hahn, D., Zeyer, J. (1999) Origin and fate of fungi and bacteria in the gut of L. terrestris L. studied by image analysis. FEMS Microbiology Ecology 28, 235-248
Verlangsamt sich die Kompostierung dadurch, dass die Pilze im Kompost von den Würmern abgefressen werden?
Im Gegenteil, sie wird im allgemeinen sogar noch beschleunigt. Das durch die Würmer verarbeitete Material wird von mehr Pilzen und mehr Pilzarten besiedelt als vorher. Dies, obwohl vermutet wird, dass Regenwürmer Hyphen (Fäden) von Pilzen als Nahrungsquelle bevorzugen und damit zerstören. Wahrscheinlich beschleunigen die Würmer die Kompostierung dadurch, dass sie die Mikroorganismen im Kompost verteilen und das Substrat verändern (zerkleinern, vergraben und andauen).
Literatur:
Václav Pizil and Alena Nováková (2003) Interactions between microfungi and Eisenia andrei (Oligochaeta) during cattle manure vermicomposting. Pedobiologia 47, 895-899
Brown, G. G. (1995) How do earthworms affect microfloral and faunal community diversity? Plant and Soil 170, 209-231
Schönholzer, F., Hahn, D., Zeyer, J. (1999) Origin and fate of fungi and bacteria in the gut of L. terrestris L. studied by image analysis. FEMS Microbiology Ecology 28, 235-248
Können Regenwürmer lebende Wurzeln anfressen?
Nein! Regenwürmer, zu denen auch die Kompostwürmer zählen, greifen keine lebende Wurzeln an. Sie ernähren sich von dem mit reichlich Mikroorganismen besiedelten toten Pflanzenmaterial. Ausserdem haben sie keine Werkzeuge (Zähne, Reibeplatten u.ä.) mit denen sie lebende Wurzeln anfressen könnten. Der Regenwurm im Blumentopf oder Pflanzenbeet schadet also nicht.
Werden bestimmte Pilze von Regenwürmern als Nahrung bevorzugt?
Regenwürmer können zwischen den verschiedenen Pilzarten gut unterscheiden. Der Tauwurm (Lumbricus terrestris) bevorzugt Fusarium oxysporum und Mucor hiemalis, wogegen andere getestete Pilze nur manchmal gefressen oder sogar ganz vermieden werden. Beim Kompostwurm Eisenia foetida wurde gezeigt, dass der schwarze melaninhaltige Pilz C. cladosporioides am attraktivsten war, wogegen Aspergillus niger am wenigsten "gemocht" wurde. Für Eisenia andrei liegen hierzu noch keine Untersuchungen vor.
Literatur:
Cooke, A. (1983) The effect of fungi on food selection by Lumbricus terrestris L. In: Satchell, J. E. (ed) Earthworm ecology from Darwin to vermiculture. Chapman and Hall, Marfenina, O. E., Ishchenko, I. A. (1997) Earthworms preference for microscopic fungi. Izvestiya Akademii Nauk, Seriya Biologicheskaya 4, 504-506 [in Russian]
Findet eine schnellere Wurmkompostierung statt, wenn die Pflanzenreste vorher mit bestimmten Pilzen beimpft werden?
Dies ist möglich, doch für den normalen Freizeitgärtner zu aufwendig und auch nicht notwendig. Untersuchungen ergaben, dass eine vorherige Zugabe von A. flavus das Wachstum von Eisenia andrei beschleunigt. Mucor sp. sollen bei fünf anderen Regenwürmern das Wachstum beschleunigen. Bei Eisenia andrei zeigt M. circinelloides jedoch den gegenteiligen Effekt.
Literatur:
Václav Pizil and Alena Nováková (2003) Interactions between microfungi and Eisenia andrei (Oligochaeta) during cattle manure vermicomposting. Pedobiologia 47, 895-899
Bonkowski, M., Griffiths, B. S., Ritz, K. (2002) Food preferences of earthworms for soil fungi. Pedobiologia 44, 666-676
Gibt es für Kompostwürmer eine hilfreiche Funktion, die über ihre Nutzung als Humusproduzent, Angelwurm und Futterwurm hinausgeht?
Eine wichtige Rolle spielen Kompostwürmern bei der Beurteilung der Vergiftungen von Böden. Das Überleben bzw. die gesundheitliche Beinträchtigung von Kompostwürmern bilden ein Maß für das Gesundheitsrisiko, dem Mensch und Natur durch (menschlich verursachte) Bodenvergiftungen ausgesetzt sind.
Eisenia foetida und Eisenia andrei sind die Wurmspezies, die von der OECD für Bodentests empfohlen werden.
Die durch Eisenia foetida ermittelten Ergebnisse gelten als repräsentativ für andere Wurmspezies (Allolobophora tuberculata, Eudrilus eugenia und Perionyx excavus). Durch zahlreiche Untersuchungen existiert mittlerweile eine sehr grosse Datenbasis für Eisenia foetida.
Literatur:
Robidoux et al. (1999) Acute Toxicity of 2,4,6-Trinitrotoluene in Earthworm ( Eisenia andrei), Ecotoxicology and Environmental Safety 44, 311-321
Für welche Toxizitätstest werden Kompostwürmer eingesetzt?
Mit den Kompostwürmern Eisenia foetida und Eisenia andrei wurde die Gefährlichkeit einer Reihe von Bodenvergiftungen getestet.
Ein Besipiel stellen Bodenvergiftungen, verursacht durch Sprengstoffe (TNT, RDX, HMX) dar bzw. die Beurteilung des ökologischen Risikos einer Munitionsfabrik. Die letale Dosis von TNT für Eisenia foetida beträgt ca. 150 mg/kg Walderde. Subletale Wirkungen (z.B. Gewichtsverlust) sind bereits bei niedrigeren Dosierungen messbar.
Weitere Beispiele stellen ....Fortsetzug folgt
Literatur:
Robidoux et al. (1999) Acute Toxicity of 2,4,6-Trinitrotoluene in Earthworm ( Eisenia andrei), Ecotoxicology and Environmental Safety 44, 311-321
Welche Vorteile hat die Wurmkompostierung im Vergleich zu normalen Kompostierung?
Durch den Einsatz von Kompostwürmern lässt sich eine beschleunigte Stabilisierung des organischen Materials erreichen. Instabile Bestandteile werden so gebunden und in wertvolle Nährstoffe umgewandelt, die den Pflanzen in milder Form und langfristig zur Verfügung stehen. Hier zeigt sich eine Überlegenheit der (mesophilen) Wurmkompostierung gegenüber der (thermophilen) üblichen Kompostierung.
Die Hitzeentwicklung bei der normalen Kompostierung hemmt die Zersetzung des pflanzlichen Materials (Bardos und Lopez-Real, 1991) hat jedoch andererseits den Vorteil einer weitgehenden Vernichtung pathogener Keime, wenn die Temperatur 60 °C überschreitet. Günstig wäre in verschiedenen Fällen eine Kompostierung in zwei Schritten, zunächst eine Hitzekompostierung (z.B. 2 Wochen lang) und anschliessend die Verfütterung des Materials an Kompostwürmer.
Die Vorteile eines kombinierten Verfahrens wurde 1987 von Graziano und Casancchio vorgeschlagen, da sich dadurch die Qualität der Endprodukte erhöhen lässt. Frederickson und Knight (1988) zeigten, dass die mit der kombinierten Methode das organische Material in erhöhtem Mass stabilisieren lässt.
Literatur:
James Frederickson et al. (1997) Combining vermiculture with traditional green waste composting systems. Soil Biol.Biochem. Vol. 29, No. 3/4, pp.725-730
Edwards C.A., and Fletcher K.E. (1988) Interactions between earthworms and microorganisms in organic matter breakdown, Agriculture, Ecosystems and Environment 24, 235-247.
Bardos R.P.and Lopez-Real J.P. (1991) The composting process: susceptible feedstocks, temperature, microbiology, sanitisation and decomposition. In: Compost Processes in Waste Management (W. Bidlingmaier and P. L'Hermite, Eds), pp.179-190, European Community
Graziano P.L. and Casalichio G. (1987) Use of worm-casting techniques on sludges and municipal wastes: decelopment and application. In: On Earthworms (A.M. Bonvicini Pagliai and P. Omodeo, Eds), pp. 459-464, Mucchi Editore, Italy.
Frederickson J. and Knight D. (1988), The use of anaerobically digested cattle solids for vermiculture. In: Earthworms in Waste and Environmental Management (C.A.Edwards and E.F. Neuhauser, Eds.), pp. 33-47. SPB Academic Publishing, The Hague.
Wovon hängt die Wachstumsrate von Kompostwürmern ab?
Von einer Vielzahl von Faktoren: z.B. Alter der Pflanzenreste, Dichte der Würmer etc.
Sie wachsen in frischen Pflanzenresten am schnellsten. Je älter und umgewandelter das Material ist, desto langsamer wachsen die Kompostwürmer.
Je mehr Platz die Würmer haben, desto schneller wachsen sie, denn dann bestehen für den einzelnen Wurm die besten Ernährungsbedingungen. Allerdings verläuft bei geringer Dichte an Würmern die Wurmkompostierung natürlich auch langsamer.
Bei zunehmender Dichte an Würmern nimmt auch die Reproduktionsrate ab. Für Eisenia andrei wurde die Bildung von Kokons bei drei verschiedenen Dichten untersucht (2, 4 und 8 Würmer auf 200g frischem Pflanzenmaterial). Pro Wurm wurden 2,6 Kokons/Woche bzw. 1,6 und 0,4 gebildet.
Literatur:
James Frederickson et al. (1997) Combining vermiculture with traditional green waste composting systems. Soil Biol.Biochem. Vol. 29, No. 3/4, pp.725-730
Können Kompostwürmer auch bei der Kompostierung von Klärschlamm eingesetzt werden?
Ja. das organische Material wird schneller stabilisiert als ohne Kompostwürmer.
Literatur:
Neuhauser E.F., Loehr R.C., Malecki M.R. (1988) The potential of earthworms for managing sewage sludge. In: Earthworms in Waste and Environmental Management (C.A. Edwards and E.F.Neuhauser, Eds), pp. 9-20, SPB Academic Publishing, The Hague
Welche Bestandteile des planzlichen Materials werden bei der üblichen Kompostierung früher, welche erst später umgewandelt?
Zunächst werden die Inhalte der Pflanzenzellen umgewandelt, dann die Zellwände, erst sehr spät das Lignin. Kapetanios et al. (1993) fanden, dass nach 7 Wochen ca. die Hälfte des Zellulosegehalts (Zellwände) umgewandelt waren, jedoch praktisch noch kein Lignin. Das hängt damit zusammen, dass gerade die Pilze, die Zellulose und Lignin abbauen, keine thermophilen Mikroorganismen sind und deshalb bei der heissen Kompostierung keine Aktivität entfalten können.
Literatur:
De Bertoldi M.,Vallini G. and Pera A. (1982) Comparison of three windrow compost systems. BioCycle 23, 2, 45-50.
Welchen Vorteil hat eine hohe Dichte von Kompostwürmern bei der Wurmkompostierung?
Bei einer hohen Dichte (z.B. 40 Würmer/kg frischem Grünabfall) können instabile Bestandteile des Pflanzenmaterials stabilisiert werden und so für die Humusbildung nutzbar gemacht werden. Bei einer niedrigen Wurmdichte ist dieser Effekt nur gering.
Literatur:
James Frederickson et al. (1997) Combining vermiculture with traditional green waste composting systems. Soil Biol.Biochem. Vol. 29, No. 3/4, pp.725-730
Sind Eisenia foetida und Eisenia andrei unterschiedliche Spezies?
Ja, dies ergaben jetzt eindeutig Kreuzungsexperimente von Dominguez (2005).
Eisenia foetida wurde 1826 von Savigny beschrieben. Bis heute wird in der Literatur vielfach zwischen beiden Spezies nicht unterschieden und beide lediglich als Eisenia foetida oder Eisenia fetida bezeichnet. Oftmals ist nicht klar, welche Spezies tatsächlich gemeint ist.
Eisenia andrei wurde 1963 von André wegen seiner unterschiedlichen Pigmentierung als anderen Morphotyp von Eisenia foetida betrachtet. 1972 betrachtete Bouché beide Spezies als Subspezies und wählte die Bezeichnungen "Eisenia foetida foetida" und "Eisenia foetida unicolour". Auch die Bezeichnung "Eisenia foetida andrei" für letztere Spezies fand Verwendung.
Heute akzeptieren viele Wissenschaftler, dass es sich bei E. foetida and E. andrei um unterschiedliche Spezies handelt. In der meisten älteren Literatur und teilweise heute noch, werden beide Spezies als E. fetida or E. foetida bezeichnet, was eine nicht gerechtfertigte Erweiterung der ursprünglichen Bezeichnung E. foetida darstellt (Sims, 1983; Easton, 1983).
E. fetida ist gestreift bzw. gebändert, wobei sich im Bereich der Furchen zwischen den einzelnen Segmenten keine roten Pigmente befinden, diese also weiss oder gelb erscheinen. Daher rührt auch die Bezeichnung "Tigerwurm" bzw. "brandling worm".
Die Bezeichnung "Rotwurm" (Eisenia andrei) wird gebraucht, wenn die Pigmentierung durchgehend rötlich ist.
Morphologisch sind beide Spezies praktisch gleich (Sims and Gerard, 1985; Reinecke und Viljoen, 1991). Ihre Lebensbedingungen, allgemeine Reproduktionsrate, Lebenszyklen unterscheiden sich nicht wesentlich voneinander, obwohl die Wachstumsrate und Kokonproduktion in E. andrei höher ist (Elvira
et al., 1996).
Roch et al. (1980) and Valembois et
al. (1982) fanden bedeutende biochemische Unterschiede zwischen beiden Spezies und vermuten, dass sich E. andrei aus E. foetida durch den Verlust einiger Allele entwickelt hat. Fixierte Unterschiede wurden für die Mannose-Phosphat-Isomerase (Mpi) (Henry, 1999), die Phosphoglucomutase (Pgm) loci, und den
Alanyl-Amino Peptidase (Aap) Locus (Jaenike,
1982) nachgewiesen. Ausserdem ist E. foetida bezüglich des Glucosephosphat-Isomerase (Gpi) Locus polymorph, während E. andrei monomorph ist (Jaenike, 1982).
Albani et al. (2003) fanden, dass E. andrei and E. foetida spezifische Fluoreszenz-Fingerprints aufweist und bestätigen damit, dass die beiden Spezies nicht immer die gleichen Moleküle verstoffwechseln.
Eine entscheidende Bestätigung für die Auffassung, dass es sich bei Eisenia foetida und Eisenia andrei um unterschiedliche Spezies handelt dürfte die Studie von Dominguez et al (2005) sein. Die Wissenschaftler zeigten, dass zwischen beiden Spezies zwar eine praktisch ungehemmte Paarungswilligkeit besteht und auch kaum weniger Kokons gebildet werden. Jedoch, es entstehen keine überlebensfähigen Nachkommen.
Damit ist die biologische Definition des Begriffes "Spezies" erfüllt (Mayr, 1940) und die Hypothese von Jaenike (1982) bestätigt. Die beiden Spezies sind bezüglich der Reproduktion isoliert und haben eine unterschiedliche Geschichte.
Literatur:
André, F., 1963. Contribution a l'analyse experimental de la reproduction des lombriciens. Bull. Biol. Fr. Belg. 97, 1-101.
Bouché, M.B., 1972. Lombriciens de France. Écologie et Systématique. I.N.R.A. Publ. Ann. Zool. Ecol. Anim. (no hors-serie) 72(2), 671pp.
Jorge Dominguez, Alberto Velando, Alfredo Ferreiro, Pedobiologia 49 (2005) 81-87. Are Eisenia fetida (Savigny, 1826) and Eisenia andrei Bouché (1972) (Oligochaeta, Lumbricidae) different biological species?
Sims, R.W., 1983. The scientific names of earthworms. In: Satchell, J.E. (Ed.), Earthworm Ecology from Darwin to Vermiculture, Chapman & Hall, London, pp. 467-474.
Easton, E.G., 1983. A guide to the valid names of Lumbricidae (Oligochaeta). In: Satchell, J.E. (Ed.), Earthworm Ecology from Darwin to Vermiculture. Chapman & Hall, London, pp. 475-485.
Sims, R.W., Gerard, B.M., 1985. Earthworms. In: Kermack, D.M., Barnes, R.S.K. (Eds.), Synopses of the British Fauna (New Series), No. 31. Published for the Linnean Society of London and the Estuarine and Brackish-water Sciences Association, London.
Reinecke, A.J., Viljoen, S.A., 1991. A comparison of the biology of Eisenia fetida and Eisenia andrei (Oligochaeta). Biol. Fertil. Soils 11, 295-300.
Elvira, C., Dominguez, J., Briones, M.J., 1996. Growth and reproduction of Eisenia andrei and E. fetida (Oligochaeta, Lumbricidae) in different organic residues. Pedobiologia 40, 377-384.
Roch, P., Valembois, P., Lassegues, M., 1980. Biochemical particulars of the antibacterial factor of the two subspecies Eisenia fetida fetida and Eisenia fetida andrei. Am. Zool. 20, 790-794.
Valembois, P., Roch, P., Lassegues, M., Davant, N., 1982. Bacteriostatic activity of a chloragogen cell secretion. Pedobiologia 24, 191-197.
Henry, W.B., 1999. Differentiation of allozyme loci to distinguish between two species of Eisenia. M.Sc. Thesis, Mississippi State University. Jaenike, J., 1982. Eisenia foetida is two biological species. Megadrilogica 4, 6-8.
Albani, J.R., Demuynck, S., Grumiaux, F., Leprètre, A., 2003. Fluorescence fingerprints of Eisenia fetida and Eisenia andrei. Photochem. Photobiology 78, 599-602.
Mayr, E., 1940. Speciation phenomena in birds. Am. Nat. 74, 249.
In welchen Bereichen werden Eisenia foetida und Eisenia andrei angewendet?
In den Bereichen Kompostierung von organischen Abfällen, Ökotoxikologie, Physiologie und Genetik.
Die Gründe hierfür ist die Tatsache, dass sie weltweit fast überall vorkommen, ihre Lebenszyklen kurz sind, sie eine grosse Temperatur- und Feuchtigkeitstoleranz aufweisen und es sich um widerstandstandsfähige Würmer handelt, mit denen man gut arbeiten kann.
Literatur:
Dominguez, J., 2004. State of the art and new perspectives on vermicomposting research. In: Edwards, C.A. (Ed.), Earthworm Ecology, second edition. CRC Press, Boca Raton, FL, pp. 401-424.
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